Am 22. August um 7.45 Uhr löste Marie Betschart die Bremsen ihres Rollators, atmete tief durch, verliess Zimmer 220, das seit Mai dieses Jahres ihr vorübergehendes Zuhause gewesen war, und seufzte: «Es wird schon gut kommen. » Insgesamt zogen an diesem Donnerstag 19 Bewohnende vom Wohnpavillon, der während der Bauzeit als Übergangslösung auf dem Acherhof-Areal aufgestellt worden war, in das am letzten Freitag offiziell wiedereröffnete um- und neugebaute Alterszentrum um.
Erste Station war das neue Bewohnendenrestaurant, wo ein reichhaltiges Zmorge serviert wurde. Hier stiessen Zivilschutzdienstleistende dazu, welche die Bewohnenden in Ergänzung zu den «Acherhof»-Mitarbeitenden begleiteten. «Gemütlich und schön viel Holz», kommentierte Marie Betschart den Raum. Kaum waren die Tische abgeräumt, tauchte Clown Lilly auf.
Als der letzte Lacher verklungen war, standen vor dem Haupteingang zwei Pferdekutschen. Während die Gesellschaft gemütlich durch den Talkessel trottete und im Restaurant Zmittag ass, gings im «Acherhof» zur Sache. Dutzende Helfer trugen den Inhalt jedes einzelnen Bewohnerzimmers in Windeseile vom bisherigen an den neuen Standort, um dort alles wie gehabt einzurichten. Zuvor war jeder Raum detailliert fotografiert, aufgezeichnet und inventarisiert worden.
«Ich glaube, daran kann ich mich gewöhnen»
Um 16 Uhr waren dann die Ausflügler in bester Stimmung zurück. Bei einem Apéro überreichte Geschäftsleiter Lukas Gisler den Bewohnenden einen symbolischen Schlüssel für das neue Zimmer und hiess sie herzlich willkommen. Nun begleitete Pflegemitarbeiterin Luljeta Tushi Marie Betschart aufs Zimmer. Mit dem Lift fuhren sie in die dritte Etage, dann gings rechts, nochmals rechts und schliesslich links. Hier ist es: Zimmer 303. Luljeta Tushi öffnete langsam die Tür. Marie Betschart trat ein. Beinahe andächtig stand sie im Zimmer. Dann der Blick durchs Panoramafenster auf den Hauptort und Richtung Kaltbach, wo sie geboren, aufgewachsen und ihr ganzes Leben im selben Haus verbracht hat: «Aber das sieht man von hier aus nicht.» Marie Betschart drehte sich um: «Doch, schön gross ist es hier. Ich glaube, daran kann ich mich gewöhnen. Es kommt gut.»
Erschienen im Bote der Urschweiz, 23. 8. 2019