Tagesschule Schwyz: «Natürlich gibt es Vorurteile»

Die Tagesschule Schwyz ist Teil des Mehrgenerationenprojekts Acherhof. Schulleiter Silas Inderbitzin erzählt aus dem Alltag der Privatschule.

Der diplomierte Schulleiter Silas Inderbitzin während der Morgenpause im Innenhof des Acherhofs.

Der diplomierte Schulleiter Silas Inderbitzin während der Morgenpause im Innenhof des Acherhofs.

Seit zwei Jahren befindet sich die Tagesschule Schwyz nun im Acherhof. Haben sich alle gut eingelebt?

Wir haben uns hervorragend eingelebt und konnten bereits viele gemeinsame Aktivitäten mit dem Alterszentrum durchführen.

Sie sprechen es an: Die Privatschule ist Teil des Mehrgenerationenprojekts im Acherhof. Was kann man sich darunter vorstellen?

Alt und Jung kommt in Kontakt. Nicht nur auf dem Areal existieren viele Begegnungszonen, sondern auch mit gezielten Aktivitäten und Events wird Alt und Jung zusammengeführt. Gegenseitiges Verständnis wird dadurch aufgebaut, und es entsteht eine Gemeinschaft über mehrere Generationen. Gemeinsame Veranstaltungen sind beispielsweise die Acherhof-Chilbi, das Freiluft-Steinatelier, der Pizza- Plausch auf der Acherhof-Piazza und Projektausstellungen.

Schätzen die Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrums den Kontakt mit den Kindern?

Es kommen viele in unseren Innenhof oder zu unseren Tieren und beobachten die Kinder beim Spielen oder Lernen. Es existieren verschiedene Begegnungszonen, und die Bewohnerinnen und Bewohner können gezielt den Kontakt suchen, sich aber auch an ruhige Orte zurückziehen. Mit dem riesigen Areal und dem Acherhof-Park gibt es für alle Generationen etliche Möglichkeiten, für sich ein schönes Plätzchen zu finden.

Ihre Schule hat andere Ansätze und Methoden als die öffentliche Schule. Können Sie beschreiben, was die Tagesschule Schwyz überhaupt ist?

Die «Tagesschule Schwyz – mit Freude lernen» ist eine anerkannte Privatschule. Unser Konzept beruht auf fünf Grundsäulen: individuell, familiär, mit Freude, kleine Gruppen, Beziehung. Wir lernen in kleinen Klassen mit zusätzlichen Lehrpersonen und unterstützenden Klassenassistentinnen und -assistenten. Dadurch können wir die Kinder individuell fördern und unterstützen. Weiter wird die englische Sprache zusätzlich zum Stundenplan in den Alltag integriert. Eine Klassenassistentin spricht im Unterricht und in Alltagssituationen permanent englisch mit den Kindern und Jugendlichen. Somit lernen die Schülerinnen und Schüler die Sprache nicht nur während des Unterrichts, sondern auch in natürlichen Situationen.

Was noch?

Eine gute Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen ist uns sehr wichtig, damit ein wohlwollendes Lernklima entsteht. Die Tagesschule Schwyz verfügt unter anderem auch über einen Lernbereich mit Tieren und einen grosszügigen Schulgarten.

Gibt es auch Widerstand oder Skepsis aus der Bevölkerung, weil es eine etwas andere Schule ist?

Natürlich gibt es Vorurteile gegenüber Privatschulen. Jedoch ist die Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen. Nach meinen Vermutungen würde ich dies auf den allgemein bewussteren Lifestyle der Bevölkerung zurückführen. Man macht sich heute vermehrt Gedanken, was und welchen Weg man für sein eigenes Kind möchte. Dazu gehören auch die Erziehung und der Bildungsweg. Die Privatschule Tagesschule Schwyz ist eine Ergänzung zum öffentlichen Schulsystem und bietet zusätzliche Lernbereiche und individuelle Förderung und Unterstützung.

Also nimmt die Akzeptanz zu?

Ja. In den letzten Jahren haben wir sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Ich denke, die Bevölkerung kennt in der Zwischenzeit unser Konzept, welches vor acht Jahren umgesetzt wurde.

Kürzlich gab es in der Region Fälle, wo Eltern ihre Kinder selber unterrichtet haben. Die Behörden mussten einschreiten. Distanzieren Sie sich von solchen Privatschulen?

Wir distanzieren uns klar von solchen Schulen. Wir haben seit vielen Jahren eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Amt für Volksschulen und Sport des Kantons Schwyz und halten uns an die entsprechenden Vorgaben. Uns ist Professionalität sehr wichtig, und dazu gehört nicht nur eine entsprechende Schulbewilligung, sondern auch kompetente Lehrpersonen und die benötigte Infrastruktur.

Die öffentliche Schule scheint zunehmend unter Druck zu geraten. Ist unser heutiges Schulsystem überholt?

Die öffentlichen Schulen entwickeln sich ebenfalls weiter. Als grosse Organisation beinhaltet dies verständlicherweise einen längeren Prozess mit begrenzten Möglichkeiten. Als kleine Privatschule sind wir in der Schulentwicklung als Sportboot unterwegs und können uns sehr schnell weiterentwickeln und anpassen. Dies bietet uns viele Vorteile. Um eine höchstmögliche Lernmotivation bei den Schülerinnen und Schülern zu erreichen, ist ein wohlwollendes Lernklima eine Voraussetzung. Dies möchten wir mit dem Beziehungsaufbau und dem Eingehen auf individuelle Bedürfnisse schaffen. Als Privatschule haben wir somit mehr Möglichkeiten, die aber auch genutzt werden müssen.

Zurück zur Tagesschule Schwyz. Was für Projekte stehen als Nächstes an?

Im August startet unser Schulgarten in Zusammenarbeit mit dem Kiwanis- Club Brunnen Waldstätte. Nach dem Vorbild der Bioterra-Bio- und -Naturgärten werden unsere Schülerinnen und Schüler Kompetenzen im Bereich «Pflanzen und Lebensräume erkunden und erhalten» aufbauen. Die Stiftung Acherhof unterstützt das Projekt, indem sie das Land zur Verfügung stellt.

Interview: Christoph Clavadetscher, erschienen im Bote der Urschweiz, 21.6.2022